Chronik

Es war nach dem 1.Weltkrieg, als die damals im Bodenseegebiet bestehenden Trachtenvereine „D`Argentaler Wangen“, „D’bayr. Bodenseer Lindau“, „Eichwäldler Stamm Lindau-Reutin“ und „D`Laiblachtaler Hergensweiler“ die Aufnahme in den 1912 gegründeten Allgäuer Gauverband suchten. Dieser Schritt, den diese Vereine damals unternahmen, war nicht von langer Dauer. Manches, was sich damals ereignete, sagte Ihnen nicht zu und einige eifrige Männer befassten sich mit dem Gedanken, einen eigenen Gauverband zu gründen. Die Hauptinitiatoren, die die Gründerversammlung vorbereiteten, waren:

Franz SchliersmaierLindau
Hans BoschnerLindau
Fritz HaggHergensweiler
Josef FrehnerWangen/Allgäu

Am 12. Oktober 1921 wurde sodann im Saalbau zu Schlachters bei Lindau der Bodensee- Gauverband ins Leben gerufen. Folgende Vereine waren anwesend:

„Achtaler“ Dornbirn (Vorarlberg)Vorstand Eugen Grabherr
„Illtaler“ Feldkirch (Vorarlberg)Vorstand Josef Gau
„Almrösl“ HeimenkirchVorstand Josef Epple
„Laiblachtaler“ HergensweilerVorstand Georg Schweinberger
„Almfrieden“ Lindenberg AllgäuVorstand Georg Kolb 
„D`bayr. Bodenseer“ Lindau-HoyrenVorstand Jakob Lay
„Eichwäldler Stamm“ Lindau ReutinVorstand Franz Schliersmaier
„Holzhackerbuam“ Lindau AltstadtVorstand Hans Simon
„Oberlaiblachtaler“ OpfenbachVorstand Unbekannt
„D`Argentaler“ Wangen/AllgäuVorstand Ferdinand Sitta

Nach eingehender Aussprache erhielt der Verband den Namen „Bodenseegauverband der bayerischen, württembergischen und vorarlbergischen Trachtenvereine“ mit dem Sitz in Schlachters bei Lindau.

Die Wahl der Vorstandschaft brachte folgendes Ergebnis:

1.VorsitzenderFranz SchliersmaierLindau
2.VorsitzenderGeorg SchweinbergerHergensweiler
1.SchriftführerFritz HaggHergensweiler
2.SchriftführerLorenz EppleHeimenkirch
KassierJakob LayLindau

Die musikalische Umrahmung der Gründerversammlung gestaltete die Schrammelkapelle Hans Donderer des Trachtenvereins „Eichwäldler Stamm“ Lindau-Reutin. Durch den schon am Hofe des Zaren spielenden Violinspieler Hofer Schani war sie damals in weiten Kreisen die beste und bekannteste Schrammelkapelle.

Als offizielles Mitteilungsblatt wurde bei der 1.Gauversammlung am 10.10.1927 im Saalbau in Schlachters die Zeitschrift „Bergheimat“ eingeführt.

Neu in den Ausschuss aufgenommen wurde das Amt eines 1.Gauvorplattlers durch Ludwig Schupp, Lindau und eines 2. Gauvorplattlers Josef Frehner, Wangen/Allgäu.

Bedingt durch die starke Ausdehnung des Gaues wurde am 24.06.1923 der Sitz von Schlachters nach Lindau verlegt, wo am 15.07.1923 der Trachtenverein „Eichwäldler Stamm“ Lindau-Reutin, das 1. Bodensee-Gautrachtenfest durchführte.

Der Bodensee-Gauverband war nun auf eine Stärke von 15 Vereinen angewachsen.

Als besonderes Ereignis für den Bodenseegau galt die Teilnahme am großen Trachtenaufmarsch in Rosenheim vom 16. bis 18. August 1926 an dem 2100 Trachtler teilnahmen.

Wiederum ein Höhepunkt in der Geschichte des Verbandes war die vollzählige Teilnahme beim Trachtenaufmarsch in München am 01.10.1933.

Nach langen Vorbereitungen, in der auch die damalige Reichspolitik eine wichtige Rolle spielte, wurde am 10.06.1934 der Zusammenschluss sämtlicher Trachtenverbände vom Reichsbund „Volkstum und Heimat“ veranlasst.

Erhebliche Schwierigkeiten gab es durch die Gründung des Reichsbundes „Volkstum und Heimat“ im Jahre 1935, der die regionale Aufgliederung der bayerischen und württembergischen Vereine des Bodenseegaues vornahm.

Die politischen Wirren entfachten sich immer mehr und mehr und das 11. und letzte Bodensee-Gautrachtenfest mit Fahnenweihe und 10 jährigem Vereinsbestehen wurde vom 04. bis 05. Juni 1938 in Konstanz abgehalten.

Viele Unannehmlichkeiten brachte die Umgestaltung des Reichsbundes für „Volkstum und Heimat“  sowie der baden-württembergischen Gauvereine in die zuständigen NS-Kulturgemeinden Karlsruhe und Reutlingen. Lediglich die beiden Lindauer Vereine und der Trachtenverein Hergensweiler konnten als Mitglied beim Schwäbischen Trachtenbund verbleiben.

Der grausame 2. Weltkrieg hinterließ auch in den Reihen der Trachtler große Lücken und viele Trachtenkameraden sind nicht mehr in ihre geliebte Heimat zurückgekehrt. Ein Vereinsleben unter den Kriegswirren war nicht mehr gegeben, der Gauverband war so gut wie aufgelöst. Das große Morden fand endlich im Mai 1945 sein Ende.

Ein geordnetes Vereinsleben war erst wieder im Jahre 1947 möglich. Nach langwierigen Verhandlungen mit der französischen Militärregierung, dem damaligen Gouverneur in Ravensburg, gelang es dem alten Trachtenpionier Martl Vonier aus Ravensburg, die Genehmigung zur Wiedergründung des Bodensee-Gauverbandes zu erreichen.

Zwischenzeitlich hatten auch einige Vereine ihre Arbeit wieder aufgenommen. Auf Einladung von Martl Vonier konnte am 21. September 1947 mit 6 anwesenden Vereinen der Gauverband mit Sitz in Ravensburg wieder gegründet werden.

Zur Wiedergründung waren erschienen:

„D`bayr. Bodenseer“ Lindau, Heimat und Trachtenverein Konstanz, Schussentaler Meckenbeuren, Edelweiß Ravensburg, Schloßseer Waldsee, sowie die Argentaler Wangen/Allgäu

Der Vorstand des Trachtenvereines Edelweiß Ravensburg, Anton Niederreiter, eröffnete die Gründerversammlung und die anschließende Neuwahl des Gauausschusses brachte folgendes Ergebnis:

1.VorsitzenderMartl VonierRavensburg
2.VorsitzenderBartholomäus SchmieswenzelKonstanz
KassierJosef DenzLindau
1.SchriftführerAlbert MarerWangen/Allgäu
1. GauvorplattlerBernhard SchuppLindau

Eine Aufwärtsentwicklung im Gauverband zeigte bereits der Zutritt des Trachtenvereines „Gießbachtaler“ Eisenharz am 31.10.1948 und die Neuaufnahme der Vereine  „Rißtaler“ Biberach/Riß am 30.10.1949. Man dachte auch wieder an die Durchführung eines Gautrachtenfestes, und es waren die Argentaler Wangen, die dann an Pfingsten 1950 das 12. seit der Gründung 1921 und das 1. Bodensee-Gautrachtenfest nach dem 2. Weltkrieg durchführten.

Nachdem sich die Kriegswirren in den 50er Jahren gelegt hatten, war das Interesse der Trachtenvereine groß, Anschluss am Bodensee Gauverband zu finden. Die Turbulenzen und Aktivitäten denen die Trachtenvereine während des nationalsozialistischen Regimes unterworfen waren, haften jedoch den Trachtlern immer noch an. Allzu gerne werden die Trachtler heute in die politisch rechte Ecke gestellt. Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger sehen in der Tracht leider eine Uniform aus vergangenen Tagen. Mit dem großen Trachtenaufmarsch am 01.10 1933 in München haben sich die Trachtenvereine mit Sicherheit keinen Gefallen getan. Aber wer konnte zur damaligen Zeit ahnen mit welcher Schuld er sich beladen hat.

Mit dem darauffolgenden 13. Internationalen Bodensee-Gautrachtenfest verbunden mit einer Fahnenweihe am 13. Mai 1951 in Konstanz, an dem 132 Trachtenvereine aus dem In- und Ausland teilnahmen, dürfte die größte Trachtendemonstration in der Geschichte des Verbandes bis zum heutigen Tage stattgefunden haben.

Die rege Tätigkeit des Gauverbandes zog immer mehr Vereine in seinen Bann. Am 07.10.1951 konnte der Trachtenverein D´Oberländer Ulm als neues Mitglied im Gauverband begrüßt und aufgenommen werden, welcher bereits am 17. und 18. Mai 1952, verbunden mit einem Trachtenfest in Ulm, seine Fahne einweihen konnte.

Durch die Anregung des 1. Gauvorplattlers Bernhard Schupp wurde erstmalig seit der Wiedergründung am 28. September 1952 ein Gauwertungsplatteln in Bad Waldsee durchgeführt.

Neu war die Idee des Jugendvertreters Alois Amann aus Meckenbeuren und Gauvorstand Erich Kramer aus Lindau einen Gaujugendtag durchzuführen. Dies geschah dann auch erstmalig am 13.10.1968 in Wangen. Bis zum heutigen Tag ist der Gaujugendtag ein fester Bestandteil der Aktivitäten im Gauverband. Die Jugendarbeit ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, denn der Jugend gehört die Zukunft und wer sonst sollte den Gedanken „Sitt und Tracht der Alten wollen wir erhalten“ weiterleben lassen, als unsere Jugend.

Dass unsere Trachtensache keine angestaubte Angelegenheit von gestern ist, beweist die Entwicklung und Neugründung der Trachtenvereine in den vergangenen 50 Jahren der Nachkriegszeit. So konnte sich der Bodensee-Gauverband auf stattliche 25 Vereine mit 2550 eingetragenen Mitgliedern ausdehnen. Trotzdem sind wir im Ländle Baden-Württemberg unter dem Dach des Landesverbandes mit 427 Mitgliedsvereinen, 35000 Erwachsenen Mitgliedern und 15000 Jugendlichen die kleinste Gruppierung. Mit diesen Zahlen können wir aber auch widerspiegeln, dass es nicht unnütz ist, gutes Altes zu erhalten und dem neuen Sinnvollen aufgeschlossen gegenüber zu stehen.


Deshalb lautet unser Motto „Mit Laptop und Lederhosen“

Unsere Aufgabe ist es, der Zeit des leider allzu schnellen Wertewandels entgegen zu steuern und der Jugend zu vermitteln, dass es sich lohnt, in der Gemeinsamkeit zu leben, eventuell auch einmal Verzicht zu üben und für den anderen da zu sein, wenn Hilfe benötigt wird. Dies sind Werte für die es sich lohnt einzustehen. Um dieses umsetzen zu können, müssen durchaus neue Wege gegangen, neue Medien eingesetzt und neue Technologien angewendet werden.

Doch Tracht heißt Heimat, Geborgenheit, Zuflucht und Identifikation mit der Heimat in der wir leben.


Treu dem guten alten Brauch

„Sitt und Tracht der Alten wollen wir erhalten“